Wie aus einer Leidenschaft eine Füller Marke wurde
Interview mit Roman Steiner, dem Eigentümer von Original Gusswerk.
GW: Wie wurde eigentlich die Marke Gusswerk erfunden, gegründet bzw. umgesetzt?
Roman Steiner: Dazu muss ich etwas ausholen. Begonnen hat alles mit einem Geschenk meines Vaters. Als ich 12 Jahre alt war, hatte ich einen Pierre Cardin Füller mit blauem Hochglanz-Lack und Gold geschenkt bekommen. (Bilder dazu gibt es auf unserem instagram account: originalgusswerk). Aus heutiger (Design-) Sicht, alles andere als ein highlight, aber mir hatte er damals gefallen und der Füller gab mir die Möglichkeit mich von anderen zu unterscheiden, denn damals gab es den Standard Pelikan Schulfüller, in blau für die Jungs und in rot für die Mädchen.
GW: Und wie ging es dann weiter? Zwischen den '80-Jahren und heute liegen dann doch noch mal gut 30 Jahre.
Roman Steiner: Das stimmt! Eigentlich lange Zeit relativ unspektakulär, obwohl ich schon sagen muss, dass mir das Schreiben von Hand von Anfang an Spaß gemacht hat. Ich kann mich noch erinnern, als ich in der Oberstufe beschlossen hatte, mir eine "neue" Handschrift zu verpassen. Wir hatten ja in der Grundschule gelernt "Latein" zu schreiben und irgendwie empfand ich dann mit ca. 15 oder 16 Jahren, dass das nicht cool ist.
GW: und wie hat diese "neue" Handschrift ausgesehen?
Roman Steiner: Der große Unterschied war, dass aus der zusammenhängenden/fließenden Lateinschrift faktisch eine Druckschrift wurde, wo ich jeden einzelnen Buchstaben wie aus Tageszeitungen fein säuberlich schrieb, ohne diese miteinander zu verbinden. Der große Nachteil war - ich war viel langsamer als mit der relativ flüssigen (bis zu diesem Zeitpunkt über viele Jahre erlernten) Handschrift. Das war nicht unbedingt ein Vorteil bei Schularbeiten und Tests.
GW: Neben dem Füller-Geschenk Ihres Vaters und der "eigenen" Handschrift, kam dann irgendwann auch eine Sammelleidenschaft hinzu?
Roman Steiner: Ja, das stimmt. Relativ spät - so mit 30 habe ich begonnen Füller zu sammeln. Limited Editions und viele alte Füller - hauptsächlich die Jahre 1950-1970 hatten es mir angetan. Da ich aber immer jemand war, der alle Füller auch gerne benutzt und damit geschrieben hat, weil es sich einfach toll anfühlt einen guten Füller zu schreiben - was leider für den Wert von Sammlerstücken nicht unbedingt förderlich ist. Somit habe ich mich vom Großteil meiner Sammlung wieder getrennt.
GW: und wann kam die Idee zur eigenen Marke?
Roman Steiner: Ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als ich mich von meinen gesammelten Stücken getrennt hatte. Denn was ich immer vermisst hatte, war ein Füller, der so richtig gut in der Hand liegt. Es gibt natürlich viele hervorragende Füller und dementsprechende Marken, aber ein Füller zum Gutteil aus Metall gefertigt, der gut in der Hand liegt und trotzdem leicht zu schreiben ist... davon gibt es kaum welche. Noch dazu wollte ich schöne, elegante Füller auch Menschen näher bringen, die nicht so geübt sind und möglicherweise sogar etwas Scheu davor haben.
GW: Scheu wovor?
Roman Steiner: Es ist einfach etwas anderes, ob ich einen Kugelschreiber nehme und darauf los schreibe, oder ob ich einen Füller verwende. Wo Tinte aufgezogen werden muss; dieser idealerweise morgens, durch drehen an der Aufziehmechanik die Feder mit Tinte versorgt wird; darüber hinaus müssen Feder, Tintenführung und Aufziehmechanik regelmäßig gereinigt werden...
GW: Warum schreibt man dann überhaupt mit einem Füller?
Roman Steiner: Weil es unvergleichlich ist! Einfach ausprobieren der Unterschied ist eklatant - sie werden es nicht glauben, wie angenehm es sich mit einem Füller schreibt und wie schön die eigene Handschrift erscheint.
GW: Und die Original Gusswerk Füller schreiben sich anders als andere?
Roman Steiner: Ja, davon bin ich überzeugt! Obwohl ich, um die Füller für Jedermann und -frau anbieten zu können, einige Kompromisse machen musste - wie zb. den Faktor des Tintenflusses. Je größer, weicher und breiter eine Feder ist, umso schneller fließt im Normalfall auch die Tinte, da aber ungeübte Schreiber eher langsam schreiben, käme zu viel Tinte aufs Papier, was kontraproduktiv ist. Also habe ich mich für relativ schmale (Stärke F) und relativ harte Federn entschieden. Das Ergebnis ist sehr erfreulich, weil wirklich sofort jeder/jede damit schreiben kann und wirklich Spaß beim Schreiben und am schönen Schriftbild hat.
GW: Wie entstand nun Gusswerk?
Roman Steiner: Da ich ja eine Agentur für Markenführung und -entwicklung habe, war es quasi "aufgelegt", eine eigene Marke zu entwickeln und wir haben ganz klassisch einen Markenprozess aufgesetzt.
GW: Was darf man sich als Laie darunter vorstellen?
Roman Steiner: Man betrachtet das was ist, also den vorhandenen Markt. Dann schaut man, ob die eigenen Ideen (die ja schon vorhanden waren) bereits am Markt abgebildet sind, sprich ob schon jemand eine Marke mit ähnlichen Inhalten und Produkten hat. War nicht der Fall, somit entwickelt man eine Persönlichkeit der Marke (quasi Besonderheiten, Ecken und Kanten etc), dann optische Elemente, dann überlegt man sich anhand dessen die richtige Positionierung am Markt und noch vieles mehr. Auch hierüber könnte ich Bücher schreiben, will aber niemanden jetzt langweilen. (lacht)
GW: Wie ging es dann weiter?
Roman Steiner: Design Ideen, sprich wie sollten Füller mit dem Namen Gusswerk aussehen, wofür sollen sie stehen. Wo kann man diese produzieren lassen etc. Unter Gusswerk verstehe ich etwas einerseits bodenständiges, solides, festes und andererseits die Begriffe des Schaffens, der Eleganz, des Besonderen.
GW: Danke vorerst!